"Solche autodestruktiven Dinge macht niemand, weil er seine Energiekosten nicht mehr stemmen kann, sondern für einen rein ideellen Lohn - den man aus all dem destruktiven, das Faschismus so mit sich bringt zu saugen hofft."
Wenn man sich manche Entwicklungen anschaut, wie z.B. die Politik der Rechtspopulistin Meloni in Italien, dann stellt sich m.E. nicht nur die Frage, ob eine Autodestruktivität tatsächlich im Bereich der Annahmen und Motive aller ihrer Wähler liegt, sondern man muss sich sogar fragen, ob diese Diagnose an sich überhaupt uneingeschränkt richtig ist:
Aus einem Artikel von Klaus Geiger aus der Welt:
"Nach einer quälend langen, vor Moralismus und Wunschdenken triefenden Diskussion ist die EU dabei, sich auf neue Migrationsregeln zu einigen. Das wurde möglich, weil ausgerechnet die „Postfaschistin“ Giorgia Meloni auf konstruktive Lösungen setzte."
"In der langen Debatte um Europas Migrationspolitik gilt ein Gesetz: Nicht nur was gesagt wird, ist wichtig. Sondern vor allem, wer es sagt. Österreichs Ex-Kanzler Sebastian Kurz wurde – bis zu seinem verdienten Sturz wegen Machtmissbrauchs – für seine durchdachten Vorschläge zur Migration von links routinemäßig als „Populist“ diffamiert. Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wird heute von der gleichen Seite ebenso konsequent als „Postfaschistin“ bezeichnet.
Acht Jahre nach der Flüchtlingskrise von 2015 aber lässt sich feststellen: Nach einer quälend langen, vor Moralismus und Wunschdenken triefenden Diskussion ist die EU nun auf dem Weg, sich auf neue Migrationsregeln zu einigen. Die Prinzipien dieser Politik sind jene, die Kurz als Gegenspieler von Angela Merkel stets wiederholte, und die heute von Giorgia Meloni betont werden."
"Erstens: Die Außengrenzen müssen robust geschützt werden. Denn nur, wenn es keine realistische Chance gibt, illegal nach Europa zu kommen, bricht das Geschäft der Schleuser zusammen. Zweitens: Wer ein Anrecht auf Schutz hat, muss auf direktem Weg nach Europa kommen, nicht mit der Hilfe von Seelenverkäufern über das Mittelmeer.
Drittens: Wer kein Anrecht auf Asyl hat, muss schnell abgeschoben werden. Es sind die Prinzipien, die nun auch den Asylkompromiss prägen, auf den sich die EU-Staaten vor wenigen Wochen geeinigt haben. Die Einigung war deshalb möglich, weil die „Postfaschistin“ Giorgia Meloni auf konstruktive Lösungen setzte – anders als Polen und Ungarn, die das Migrationsproblem gar nicht lösen wollen, weil es das Lebenselixier ihrer Politik ist.
Ein wichtiger Staatschef in der EU wird hingegen auf der Linken immer gern als „Europäer“ hofiert: Emmanuel Macron. Frankreichs Präsident aber lässt die nationalen Grenzen kompromisslos schützen und vertritt eine Migrationspolitik, die mit jener Melonis vergleichbar ist. Europas Migrationspolitik ist weitgehend in der Realität angekommen. So sollte es auch bei der Debatte sein."
https://www.welt.de/debatte/kommentare/...rto-reco-2_ABC-V32.7.B_test
Ich glaube, man macht es sich am Ende vielleicht etwas zu einfach, nur auf die (Auto)destruktiven Tendenzen von Protestwählern und Systemaussteigern aufmerksam zu machen.
Ich denke, es gibt auch viele Wähler, die sich von solchen Parteien tatsächlich konstruktive Lösungen versprechen, und so groß wie die Unterschiede bei den Wählern liegen, so groß sind sie dann womöglich auch zwischen und auch innerhalb der unterschiedlichen rechtspopulistischen Parteien.
Man bekommt diese Entwicklung m.E. mittlerweile auch nicht mehr dadurch eingedämmt, solche Parteien abzukanzeln und zu dämonisieren, sondern nur noch damit, sie inhaltlich zu stellen, zu zeigen dass man bessere Lösungen anzubieten hat, und die Schwächen der Konzepte des politischen Gegners inhaltlich offen zu legen und zudem zu einem Politikstil zurückzufinden, in dem Politik nicht gegen mehrheitlichen Willen und Interesse der Bürger durchgesetzt wird, sondern wieder in angemessener Weise berücksichtigt.
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