15.07.2008 20:29 UPDATE2: Schaeffler legt Übernahmeangebot für Conti vor
DJ UPDATE2: Schaeffler legt Übernahmeangebot für Conti vor
(NEU: Weitere Aussagen von Geißinger, Analysten, Aktienkurs) Von Katharina Becker DOW JONES NEWSWIRES
HERZOGENAURACH (Dow Jones)--Der fränkische Familienkonzern Schaeffler hat ein Übernahmeangebot für die drei Mal so große Continental AG (News/Aktienkurs) vorgelegt. Die Herzogenauracher strebten einen Anteil von mehr als 30% an dem weltweit fünftgrößten Automobilzulieferer an, wollen aber nicht unbedingt die Mehrheit übernehmen, wie der Vorsitzende der Schaeffler-Geschäftsleitung, Jürgen Geißinger, am Dienstag sagte. Conti solle weder zerschlagen noch Arbeitsplätze abgebaut werden. Der Hannoveraner Automobilzulieferer wollte das Angebot zunächst prüfen.
Schaeffler bietet 69,37 EUR in bar pro Conti-Aktie, was den DAX-Konzern nach Berechnungen von Dow Jones Newswires mit 11,2 Mrd EUR bewerten würde. Das Familienunternehmen besitzt nach eigenen Angaben bereits 2,97% der Conti-Aktien und könne weitere 4,95% erwerben, hieß es. Darüber hinaus habe sich das Unternehmen rund 28% der Conti-Aktien über nicht meldepflichtige Finanzgeschäfte gesichert.
Nach der Veröffentlichung des Angebots schoss die Conti-Aktie gut 12% in die Höhe und ging mit 73,42 EUR aus dem Handel, ein Plus von 11,6%. Die Herzogenauracher sehen jedoch keinen Grund für eine höhere Offerte. "Es gibt keine Notwendigkeit, ein höheres Angebot zu machen", sagte Geißinger.
Der fränkische Familienkonzern sieht sich als langfristiger Partner, der Continental "die Stabilität und Sicherheit bietet, ihren Kurs auch in einem schwierigen Marktumfeld fortzuführen", erklärte Schaeffler.
Das Familienunternehmen, das Motor-, Getriebe-, Fahrwerksysteme und Lager für die Automobilbranche, Industrie sowie die Luft- und Raumfahrt herstellt, wolle ein strategischer Großinvestor sein, "der die Zukunft von Continental aktiv mitgestaltet", sagte Geißinger, der dazu auch Posten im Kontrollgremium der Hannoveraner anstrebt. "Es muss aber nicht der Vorsitz sein", sagte er.
Schaeffler strebe gemeinsame Projekte mit Conti an wie sie bereits bei Motoren liefen. Denkbar sei etwa eine Zusammenarbeit bei energieeffizienten Antrieben der Zukunft.
"Schaeffler unterstützt die Strategie von Continental ausdrücklich, auch in Bezug auf das Reifengeschäft", erklärte Geißinger. Sein Unternehmen wolle Conti daher nicht zerschlagen. Zuvor waren Spekulationen aufgekommen, Schaeffler könnte zur Finanzierung einer Übernahme Contis Reifengeschäft abstoßen.
Die Finanzierung eines Übernahmeangebots für den Erwerb aller Conti-Aktien sei in vollem Umfang gesichert, sagte der Schaeffler-Manager. Ein Investor, wie zwischenzeitlich spekuliert wurde, sei nicht mit an Bord. Das Unternehmen werde die Finanzierung aus eigener Kraft bedienen und sei nicht auf Mittel des DAX-Konzerns angewiesen.
Conti solle auch künftig an der Börse notiert sein, wenn möglich im DAX und als eigenständige Gesellschaft mit Sitz in Hannover erhalten bleiben, erklärte Schaeffler.
Dennoch muss Schaeffler offenbar mit Widerstand bei Conti rechnen. Die Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat forderte, auf einer außerordentlichen Sitzung des Kontrollgremiums in der kommenden Woche über eine Strategie zur Abwehr der Übernahmepläne zu beraten, wie die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) mitteilte.
Aus Sicht der Arbeitnehmer handele es sich um eine feindliche Übernahme. "Wir haben außerordentlich große Bedenken gegen die Übernahme", erklärte Werner Bischoff, Mitglied des geschäftsführenden Hauptvorstands der IG BCE und stellvertretender Conti-Aufsichtsratsvorsitzender.
Analysten äußerten sich in ersten Reaktionen dagegen überwiegend positiv zu dem Übernahmeangebot von Schaeffler. "Conti hat einen langfristigen strategischen Investor an Bord, eine feindliche Übernahme scheint ausgeschlossen. Das ist das Beste, was Conti passieren konnte", erklärte Björn Voss von M.M. Warburg.
Ulrich Horstmann, Analyst bei der Bayerischen Landesbank, bezeichnete den Preis als "fair". Skeptischer zeigte sich Tim Schuldt von equinet. Ihm sei noch nicht klar, was Schaeffler wirklich vorhat. "Von der industriellen Logik wäre eine komplette Übernahme sinnvoll. Das entspricht aber nicht dem, was Schaeffler derzeit sagt." Aber die Meinung von Schaeffler könne sich ja ändern, wie bei Porsche und Volkswagen, erklärte der Analyst.
Cuxx
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