ROUNDUP: Wende im Streit um Sirius - Rebon kauft Anteil von WCM zurück Donnerstag 16. Oktober 2003, 19:25 Uhr
AMSTERDAM (dpa-AFX) - Beim Tauziehen um die Zukunft der hoch verschuldeten Beteiligungsgesellschaft Sirius und der Bonner Immobiliengesellschaft IVG zeichnet sich eine Lösung ab. Die niederländische Beteiligungsgesellschaft Rebon hat am Donnerstag einen 42-Prozent-Anteil an Sirius zurückgekauft, den sie im November 2001 für den symbolischen Preis von einer Mark an die WCM Beteiligungs- und Grundbesitz AG veräußert hatte. Über die Sirius GmbH hielt WCM zuletzt einen Anteil von 50 Prozent minus einer Aktie an der IVG .
Branchenexperten sahen in dem Rückkauf einen positiven Schritt für die WCM. Diese hatte zusammen mit dem Erwerb des Sirius-Anteils eine Bürgschaft an die Sirius-Gläubigerbanken abgegeben. Dabei ging es zuletzt um Kredite in Höhe von 600 Millionen Euro, die die Banken laut Presseinformationen bis Ende Oktober fällig stellen wollten. Sirius hatte mit einem Darlehen von 675 Millionen Euro 1999 den IVG-Anteil erworben. Fondsmanager Stefan Leibold vom Bankhaus Ellwanger & Geiger sagte: "Für die WCM ist das nun ein Risiko weniger."
ANGEBOT AN GLÄUBIGERBANKEN
Die Rebon hatte mit ihrer Rückkauf-Entscheidung eine Option ausgeübt, die für den Fall vereinbart worden war, dass es WCM nicht gelingen würde, die IVG-Beteiligung der Sirius bis Ende 2003 Gewinn bringend zu veräußern, oder dass die Finanzierung der Sirius nicht mehr gesichert wäre. Branchenkreise gehen davon aus, dass der Rückkauf zu einem symbolischen Preis in ähnlicher Höhe wie beim Verkauf erfolgte. Rebon will nun mit den Gläubigerbanken eine Lösung aushandeln. Ihnen werde zusammen mit einem strategischen Investor ein Angebot gemacht.
Die WCM ist derzeit selbst mit mehreren Milliarden Euro hochverschuldet. Ihre Aktionäre hatten sich vor wenigen Tagen erst darauf verständigt, den früheren Thyssen-Vorstandschef Dieter Vogel zum Aufsichtsratsvorsitzenden zu ernennen, da er als erfolgreicher Sanierer gilt. Mit dem Anteilrückkauf durch Rebon hat sich der WCM-Anteil an Sirius auf 45 Prozent verringert. An der IVG war WCM nach eigenen Angaben mit insgesamt 52,7 Prozent beteiligt.
NEUES MEHRHEITSVERHÄLTNIS BEI IVG
Mit dem jetzigen Rückkauf verändern sich auch wieder die Mehrheitsverhältnisse bei IVG. Die hinter Rebon stehenden Geschäftsleute Clemens Vedder und Peter Schneidewind teilten mit, dass sie nun zusammen mit dem 13-prozentigen Anteil "befreundeter Investoren" wieder die Kontrolle über die IVG ausübten. Nach Ansicht von Marktbeobachtern werden sie nun versuchen, einen Verkauf der IVG-Anteile durch die Sirius-Gläubigerbanken zu verhindern. Gedacht sei offenbar an eine Umschuldungsaktion.
Wann Rebon ein entsprechendes Angebot an die Gläubigerbanken vorlegen werde, wollte ein Sprecher der niederländischen Gesellschaft auf Anfrage von dpa-AFX nicht sagen. Offen ließ er auch die Frage, wie dieses Angebot aussehen könnte. Rebon werde aber auf jeden Fall versuchen, eine Zerschlagung der IVG zu verhindern.
'WERTVERNICHTENDE VERWERTUNG VERMEIDEN'
Den Rückkauf der Sirius-Anteile habe Rebon unternommen, um "wieder eine aktivere Rolle zu spielen, um eine wertvernichtende Verwertung" zu vermeiden, sagte der Sprecher. Derzeit prüfen die Geldhäuser den Wert des verpfändeten IVG-Aktienpakets. Rebon scheint aber zu befürchten, dass aus dem Paket nicht genügend Gewinn geschlagen werden könnte. Die IVG galt bislang als einer der lukrativeren Unternehmensteile im WCM-Konzern./tav/jb/fn
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