Aus der FTD vom 17.10.2003 WCM verliert Mehrheit an Immobilientochter IVG Von Isabell Reppert, Hamburg
Die niederländische Investorengruppe Rebon hat ihren Anteil von 42 Prozent an der Tochter der Beteiligungsgesellschaft WCM, Sirius, zurückerworben. Mit diesem Schachzug sichert sich Rebon nach eigenen Angaben die Kontrolle über die WCM-Tochter und zugleich die Mehrheit an der Immobiliengesellschaft IVG.
Sirius hält knapp über 50 Prozent an IVG. Die WCM-Aktie stieg am Donnerstag zwischenzeitlich um über sechs Prozent und schloss mit einem Plus von vier Prozent bei 1,92 Euro. Hinter der Rebon mit Sitz in Amsterdam stehen die beiden Kaufleute Klaus-Peter Schneidewind und Clemens Vedder, die vor drei Jahren durch den Angriff ihrer Investorengruppe Cobra auf die Commerzbank bekannt wurden. Das Duo hatte 2001 seinen Anteil von 42 Prozent an der Sirius auf Druck der Banken an die WCM übertragen, für den symbolischen Wert von 1 DM.
Allerdings hatte sich die Rebon dabei eine so genannte Call-Option gesichert: Sollte es der WCM nicht gelingen, die Finanzierung der Tochter Sirius sicherzustellen oder diese gewinnbringend zu verkaufen, ist die Rebon berechtigt, ihren Anteil zum Nulltarif zurückzuholen. Die Option wäre Ende des Jahres ausgelaufen.
Hohe Verluste durch Börsencrash
Die angeschlagene Immobilien- und Beteiligungsgesellschaft WCM hatte durch den Einbruch an den Börsenmärkten 2002 rund 800 Mio. Euro Verlust gemacht, die Schulden summierten sich zum Jahresende auf 2,8 Mrd. Euro. Seit Monaten sucht das Unternehmen nach einem Investor. Vor wenigen Tagen hatte Ex-Thyssen-Chef Dieter Vogel den Vorsitz im Aufsichtsrat der WCM angetreten, um die festgefahrenen Verhandlungen zwischen den Gläubigerbanken, der WCM und potenziellen Investoren voranzubringen. Dem Vernehmen nach interessierte sich ein großer Teil der potenziellen Investoren dabei vor allem für die Mehrheit der WCM an IVG.
Aus Kreisen der Banken, die mit der Investorensuche betraut sind, hieß es jedoch, man sehe im Vorstoß der Rebon vorerst keine allzu große Gefahr: "Es gibt auch Investoren, die die WCM ohne IVG interessant finden", sagte ein Bankvertreter. Zudem besitze Rebon zunächst nicht mehr als einen Anteil an einer hoch verschuldeten Gesellschaft: Sirius steht bei den Gläubigerbanken mit 600 Mio. Euro in der Kreide. Der Kredit ist mit IVG-Aktien besichert.
Drohungen der Banken
Seit Monaten drohen die Banken, das Darlehen fällig zu stellen und die IVG-Aktien zu verkaufen. Zuletzt hatte es in einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" geheißen, die Banken hätten das Darlehen ein letztes Mal bis zum 24. Oktober verlängert und seien bereits auf der Suche nach Angeboten potenzieller Investoren für die Immobiliengesellschaft IVG.
Allerdings hat die Rebon am Donnerstag angekündigt, sie wolle gemeinsam mit einem strategischen Investor den Sirius-Banken ein Angebot für das zum Verkauf stehende IVG-Paket unterbreiten. Um welchen Investor es sich dabei handelt, ist allerdings noch unklar.
Aus bankennahen Kreisen hieß es hierzu jedoch, es sei fraglich, ob die Sirius-Banken der Rebon das IVG-Paket überhaupt überlassen wollten. Schneidewind und Vedder seien in Bankenkreisen nicht wohl gelitten.
Gäben die Banken tatsächlich einem anderen Bieter den Zuschlag, besäße die Rebon mit der Sirius eine leere Hülle. Allerdings hieß es am Donnerstag aus Rebon-nahen Kreisen, die Investorengruppe gehe davon aus, als Gesellschafter ein Vorkaufsrecht zu besitzen und - das bessere Angebot vorausgesetzt - auch den Zuschlag zu erhalten. Anderenfalls werde Rebon wohl vor Gericht ziehen. Die Rebon selbst teilte am Donnerstag nur mit, man werde "mit allen Mitteln" zu verhindern suchen, dass IVG an einen Investor falle, der das Unternehmen zerschlagen wolle.
WCM-Chef Roland Flach reagierte gelassen: "Wir prüfen noch, ob wir dagegen vorgehen, denn die Option kann rein rechtlich erst zum Ende des Jahres gezogen werden. Die Frage ist aber, ob sich ein Streit lohnt." Zudem habe die Rebon die Mehrheit nur mit Unterstützung befreundeter Investoren erhalten; es sei unklar, ob diese tatsächlich zur Rebon stünden. Die Sache habe zudem eine positive Seite: WCM sei auf einen Schlag 600 Mio. Euro Schulden los. An der Börse wurde dieser Umstand honoriert.
© 2003 Financial Times Deutschland
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