Wie in meinem vorigen Beitrag versprochen, hier der Artikel von Hans A. Bernecker aus der AB-Daily vom Mittwoch:
"seit 8 Tagen rätsele ich herum, wo die Ursachen der merkwürdigen Marktschwä- che liegen. Sie konterkarierte auch mit der Markttechnik in New York und Europa, ausgedrückt in den Indizes. Das hat es nach meiner Erinnerung lange oder über- haupt noch nicht gegeben. Ich glaube, ich bin in London fündig geworden.
Bezeichnend: Eine besondere Konstruktion der Absicherungsgeschäfte dürfte die wesentlichste Ursache sein. Das Schlüsselwort dafür heißt Variance und funktioniert so: Dabei handelt es sich um Derivate, die institutionelle Anleger, insbesondere Hedge-Funds, einsetzen, um sich gegen eine steigende Volatilität abzusichern. Dabei wird in der zugrundeliegenden Formel die Bewegung der Volatilität isoliert betrachtet. Völlig losgelöst davon, wie sich andere Variablen am Markt verhalten. Im Gegengeschäft sichert sich die Bank, die das Derivat herausgibt, aber in den echten Kassa- oder Future-Märkten ab. Springt die Volatilität also plötzlich an, ergeben sich daraus zwangsweise massive Verkäufe in den Kassa- und Future- Märkten. Diese Kausalität, deren Wirkung man bislang aufgrund der sehr niedrigen Volatili- tät nicht kannte, entfaltet derzeit ihre gesamte Wirkung. So plötzlich dieser Verkaufsdruck aufkam, so plötzlich wird er auch beendet sein. Die Frage ist wann bzw. auf welchem Niveau. Ich hoffe, daß in den nächsten Wochen kein zusätzliches negatives Thema aufgekocht wird, das aus der bishe- rigen Bewegung eine Baisse-Tendenz macht. Dagegen sprechen allerdings unisono die fundamentalen Fakten. Solange diese Gültigkeit haben, bestimmen sie auch die mittelfristige Tendenz. Entscheidend bleibt aber für Sie, nicht vorzeitig verfügbare Liquidität einzusetzen.
Die Wirtschaftsdaten und sonstigen Meldungen haben in dieser Situation so gut wie keine Wirkung. Ich schaue heute gar nicht erst hin. Merkwürdig auch: Der obige Sachverhalt ist bisher in keinem Kommentar einer Bank oder eines Research-Büros bzw. in deutscher Sprache erschienen. Das mag Zufall sein oder auch nicht."
Bernecker ergänzte gestern noch wie folgt:
"Turbulenzen erledigen sich nicht in wenigen Tagen. Wenngleich sie auch wie nach einem Regen frische Luft schaffen. Das konnten Sie gestern während des Tages nachvollziehen, was ein typischer „Intraday reversal“ war. Mindestens ist damit das größte Risiko raus. Daraus darf man folgern: 1. Die an sich überfällige technische Korrektur wird kommen. Ob jedoch vor Pfingsten (noch 2 Handelstage), ist etwas zu bezweifeln. Bekanntlich ist am Montag Europa geschlossen oder nur bedingt offen. 2. Nach Pfingsten ist dann auch die Weekly-Basis im Trend so weit. Die zeige ich Ihnen morgen, um möglichst nahe dran zu sein. 3. Die Unterstützung kommt von New York mit der gleichen Technik. In allen 3 Fällen unterstelle ich stillschweigend, daß der größte Teil der „Variance- Swaps“ abgewickelt sind. Welches Volumen darin steckte, konnten Sie aus den Umsatzzahlen vom Dienstag erkennen. Sie lagen doppelt so hoch wie am Montag und waren der Ausverkauf. Der Kurswert allein im DAX schnellte von 2,5 auf 6,6 Mrd. E. hoch. Anteil von Xetra 96,4 % gegen 2,5 auf dem Parkett.
Das müßte es eigentlich gewesen sein, aber den Jungs in London traue ich nach wie vor nicht so recht. Das ist mein einziges Problem."
"„Dem Morgenrot einer Idee geht es wie dem Morgenrot überhaupt: Es findet die meisten Menschen schlafend.“ (Peter Sirius)"
In diesem Sinne wünsche ich allen ein schönes Pfingstfest. Fuzzi
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