27. Februar 2007, 06:20 Uhr Überhitzung Hedgefonds steigen bei alternativen Energien aus Von Solarenergie und Windkraft proftieren bisher neben der Umwelt auch die Anleger. Denn Aktien der Branche werden aktuell zu Rekordkursen gehandelt. Doch nun sind die Titel bei Fondmanagern in Ungnade gefallen. Die Profis halten sie für überbewertet. Foto: DPAAnlegern könnten Verluste blühen: Fondmanager verkaufen im großen Stil ihre Alternativenergie-Aktien Die Wogen der Begeisterung für Anbieter alternativer Energien schlagen derzeit hoch. Die Aktie des US-Solarzellherstellers SunPower etwa verzeichnet seit Jahresbeginn einen Kursgewinn von 25 Prozent, die deutsche Q-Cells bringt es auf 40 Prozent. Die kanadische Arise Technologies, ein Hersteller solargetriebener Batterieladegeräte, verbuchte sogar ein Plus von 240 Prozent. Doch wer sich nun schleunigst noch auf den Sektor stürzen will, sei gewarnt. Das smarte Geld an den Finanzmärkten ist bereits wieder dabei, das Engagement zurückzufahren – trotz des aktuellen UN-Klimaberichts und der weltweiten Aufmerksamkeit für den Treibhauseffekt. Ken Fisher, Chairman von Fisher Investments im kalifornischen Woodside, drückt es so aus: „Als Investmentthema ist die Klimaerwärmung eine Blase, ein kurzlebiger gesellschaftlicher Wahn.“ Eine Bestätigung für diese Einschätzung findet sich in den Unterlagen der US-Kapitalmarktaufsicht Securities and Exchange Comission. Diesen Daten zufolge haben zahlreiche Hedgefonds – darunter D.E.Shaw & Co., Tudor Investment, Citadel Investment Group, SAC Capital Advisors und Pequot Capital Management – schon im vierten Quartal 2006 Beteiligungen an Solarunternehmen und Ethanolherstellern verkauft. Die genannten Hedgefonds verwalten ein Vermögen von rund 86 Mrd. Dollar (65 Mrd. Euro). Schlagworte Solarenergie Windkraft alternative Energie Hedgefonds Überhitzung „Die Solarenergiekurse sind durch die Decke gegangen, und die Leute haben viel Geld verdient“, erklärt Rajesh Varma, Fondsmanager des Carmignac Innovation Fund in Paris. „Jetzt muss man sich zurückhalten.“ Die Liste der in Ungnade gefallenen grünen Hoffnungsträger ist lang. Der indische Windanlagenhersteller Suzlon Energy ist dort zu finden, SunPower, die US-Ethanolhersteller VeraSun Energy, Aventine Renewable Energy Holdings und Pacific Ethanol, sowie der Kohleverarbeiter Headwaters aus Utah. In Deutschland traf es die Solarenergieunternehmen Conergy und Solarworld. Dass der Ölpreis wieder gefallen ist, dürfte eine Rolle bei den Verkäufen gespielt haben, sagt Talbot Stark, Hedgefonds-Relations-Manager bei BNP Paribas. Auch das Volumen der Leerverkäufe bei den Anbietern alternativer Energien stieg vergangenen Monat 45-mal rascher als für die Mitglieder des Standard & Poor's 500. Für diese Art des Investments leihen sich Anleger Aktien und verkaufen sie, um sie nach einem Kursrückgang günstiger zurückzukaufen. In der Tat werden die Aktien von Solar- und Windkraftunternehmen, von Ethanol- und Biodieselherstellern sowie den Anbietern von Brennstoffzellen aktuell zu Rekordkursen gehandelt. In einer von Bloomberg beobachteten Gruppe von 183 Alternativenergiewerten aus aller Welt sind die Kurse dieses Jahr im Durchschnitt 18 Prozent gestiegen, und der Marktwert der Unternehmen beträgt inzwischen 92,3 Mrd. Dollar. Der marktbreite World Index von Morgan Stanley Capital International brachte es dagegen auf ein Plus von gerade einmal 3,7 Prozent. Der Bloomberg-World-Energy-Alternative-Sources-Index, der 27 Werte umfasst, kletterte seit Jahresbeginn um 22 Prozent. SunPower aus Sunnyvale in Kalifornien markierte vergangene Woche ein Rekordhoch, das französische Windenergieunternehmen Theolia liegt seit Jahresbeginn 113 Prozent im Plus. Beim Kurs/Gewinn-Verhältnis können die grünen Energietitel ebenfalls mit satten Bewertungen aufwarten: Im Bloomberg-Index der Branche liegt das KGV bei 44, dreimal höher als im MSCI World. Malcolm Polley von Stewart Capital Advisors zweifelt bei solchen Zahlen an der eigenen Zunft: „Ich weiß nicht, ob die Klimaerwärmung für sich genommen ein praktikables Investmentthema ist“, sagt er. „Im Großen und Ganzen ist es der Versuch der Wall Street, etwas zu schaffen, das gar nicht wirklich existiert.“
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