damit auch MikiTanaka das alles versteht.
Vorab, die jetzigen Gerüchte sind natürlich für clevere (und mutige) Daytrader eine tolle Chance.
Also gehen wir mal davon aus, dass Walmart sich tatsächlich auf dieses dünne Seil begibt, und die Karstadtsparte übernehmen will. Was wird dann passieren, und vor allem was kostet Karstadt?
Eine Kaufpreisermittlung nach dem Stuttgarter Verfahren scheidet ja wohl aus (Achtung Ironie), so dass man den Laufpreis rein asset-orientiert ermitteln wird. Das hat dann sowohl bilanzielle Auswirkungen, als auch liquiditätsmäßige Folgen.
Was haben wir denn noch an Assets bei Karstadt? Da sind die Warenvorräte, die Einrichtung und die Mitarbeiter. Immobilien sind ja wohl alle versilbert.
Betrachten wir nun zuerst die Warenvorräte. Da wird’s eine Inventur geben, der aktuelle Einkaufswert zum Stichtag wird ermittelt, und auf Grund des textillastigen Sortiments werden vom Gesamtwert zwischen 25 und 35 % Teilwertabschläge abgezogen. Die bilanziellen Auswirkungen hängen dann davon ab, welch TH-Abschläge Karstadt bilanziert hat. Ich denke mal sie werden zur Zeit deutlich geringer sein. Selbst in bessern Zeiten lagen sie bei Karstadt bei max. 10 %, wie ich aus eigener Erfahrung weiß.
Bilanziell also eine Negativauswirkung. Der Warenbestand wird bei ca. 1. Mrd. € liegen, so dass daraus eine Abschreibung in der Größenordnung von ca. 100 Mio. € resultieren dürfte. Liquiditätsmäßig auch kein positiver Effekt, denn in der letzten Bilanz hatten wir 3,2 Mrd. Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen, gegenüber nur 1,4 Mrd. Gesamt-Warenbestand. Will sagen, die vorhandene Ware ist alle auf „Pump“ finanziert
Schauen wir uns nun das Anlagevermögen an. Der maximal zu erlösende Kaufpreis wird sich auf Höhe des aktuellen Buchwertes bewegen, wenn nicht Walmart da noch Abschläge raushandeln wird. Und von handeln versteht Walmart mehr als jeder andere...
Die gesamt Betriebs- und Geschäftsausstattung aller AC-Sparten bilanziert aktuell mit 347 Mio. €. Rechnen wir davon mal die Hälfte auf Karstadt, so dürften ein Kaufpreis in der Größenordnung von ca. 175 Mio. € an AC fließen. Wohlgemerkt nur Liquidität, denn davon ist kein Cent bilanzieller Gewinn.
Das dritte Aßet sind die Mitarbeiter. Hier gibt es zwei Problemfelder. Zum einen wird Walmart sicherlich nicht die überdimensionierte Zentralverwaltung in Essen übernehmen wollen, so dass AC hier noch Geld (und zwar Millionen) in Sozialpläne investieren muss.
Und dann kommt da noch die ganz böse Falle. AC hat Pensionsrückstellungen in der Größenordnung von 977 Mio. €. Davon entfällt sicherlich der Löwenanteil auf Karstadt. Setzen wir mal den Karstadtanteil mit bescheidenen 500 Mio. € an.
Walmart wird die Mitarbeiter nach 613a BGB übernehmen (müssen), und demzufolge auch für die Pensionen geradestehen müssen. Verständlicherweise werden sie darum auch die entsprechenden Rückstellungen übertragen bekommen. Bilanztechnisch kein Problem, eben eine Nullnummer. Nur will Walmart dann auch das entsprechende Cash haben wollen, und woher bitte schön, soll AC die 500 Mio. € herzaubern...?
Also selbst wenn Walmart einsteigen würde, für die Aktionäre kein Hoffnung auf ein gutes Geschäft, denn wir haben sowohl bilanziell, als auch liquiditätsmäßig nur negative Auswirkungen. Und die auf Karstadt entfallenden „immateriellen“ Firmenwerte habe ich noch gar nicht berücksichtigt... ----------- Der Mensch ist mit nichts in der Welt zufrieden, ausgenommen mit seinem Verstande, je weniger er hat, desto zufriedener.
August von Kotzebue
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