Der Gutachter schlägt vor, die Öffentich-Rechtlichen (ÖR) zur privatisieren. Ich halte das für ein zweischneidiges Schwert.
Das Angenehme an den ÖR bis zur "Zeitenwende" (die ich übrigens eher bei 2000 veranschlage) war ja, dass Sendungen wie "Panorama" schonungslosen investigativen Journalismus boten, der Missstände aufzeigte und auch politisch viel bewegte. So etwas kann man von Privaten kaum erwarten, weil die zu 100 % von Werbeeinnahmen leben und auch sonst der Industrie/Politik nahestehen.
Der GEZ-Beitrag war in früheren Zeiten eine Art "Soli", den man zahlte, um eine halbwegs kritische (freilich immer noch nicht wirklich objektive) Berichterstattung zu erhalten, die kaum von Interessen der Werbekunden oder geostrategischen US-Interessen beeinflusst war. In dem Sinne machte der GEZ-Beitrag auch Sinn. Er ersetzte Einbußen bei Werbeeinnahmen, die die teils kritische Berichterstattung bewirkte. Ungeachtet dessen hatte der ÖR natürlich auch damals schon hohe Werbeeinnahmen.
Aber das ist längst Vergangenheit. Inzwischen machen die ÖR fast noch schlimmere Propaganda als Private. Es gab einen Rechtsruck in D. (hin zu US-demokratischen "Werten"), der dazu führte, dass ehemals kritische Medien wie Zeit und Spiegel im Fahrwasser dieses "Zeitgeistes" eine 100 % Kehrtwende hinlegten. Gestern gab es z. B. eine arroganten Kommentar bei Spon, in dem ein Redakteur hochnäsig-gehässig über das 9-Euro-Ticket herzog. Es klang für mich so ähnlich wie "keine Freifahrtscheine für den Pöbel", "die Öffis sind eh schon verstopft". Unsäglich sind auch die Spon-Kommentar von Nikolaus Blome, dem früheren Politikchef der Bildzeitung. Er liefert provokativ rechtes Bildzeitungs-Gedankengut für die die neue Hipstergeneration, mit pseudointellektuellem Anstrich.
Überhaupt scheint die Bildzeitung die Steilvorlage für heutigen Journalismus zu sein. Sensationsheischend, aufbauschend, vulgär, parteiisch, teils dämonisierend, (Rüstungs-)Industrie-nah, US-verliebt. Kritisch nur noch gegen Gruppen, die die von oben verordnete Mehrheitsmeinung (z. B. bei Zwangsimpfung und Ukrainekrieg) nicht mehr teilen wollen.
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