Das Problem ist, dass dein Denkansatz ein Alter ist, nämlich dass man Vertrauen schafft, indem man einen gesellschaftlichen Konsens erreicht. Z.B. Euro, Dollar und auch Bitcoin sind letztendlich gesellschaftiche Konsenslösungen. Diesen Konsens wiederum erreicht man dadurch, dass man eine Einzigartigkeit und Seltenheit vorweist. D.h. Bitcoin ist einzigartig, kann nicht gefälscht werden und ist auch nicht beliebig zu vervielfältigen. Euro und Dollar sind weitestgehend auch einzigartig und nicht so leicht zu fälschen. Einzig die Vervielfältigung, hier könnte das Vertrauen irgendwann mal einen Knacks bekommen, spätestens wenn Sparguthaben nicht mehr sicher sind.
Durch diese Einzigartigkeit und nicht so einfach Vervielfältigbarkeit kannst du nun Handel mit Jemanden betreiben, den du nicht kennst und nicht vertraust, denn du gehst davon aus, dass Derjenige ja irgendwie an das Geld gekommen sein muss und entsprechend auch real eine Leistung erbracht haben muss.
STOP.... Ja und genau an dieser Stelle offenbahrt dieses System eine große Schwäche, denn Jemand der Geld hat, der muss dafür noch längst keine reale Leistung erbracht haben, sondern hat dies vielleicht ohne seinem Zutun über Zins und Zinseszins erreicht. D.h. Geld spiegelt im Grunde keine erbrachte Leistung, sondern lediglich Machtpositionen wieder. Beim Bitcoin ist zumindest der Zinseffekt nicht mehr vorhanden, so dass Bitcoin insofern schon mal "realistischer" ist. Aber... auch beim Bitcoin kann z.B. Jemand über Betrug sich viele Bitcoins erschwindelt haben, so dass auch hier der Mißbrauch möglich ist.
Nun zu Ripple, Warum also solltest du nun Jemanden den du nicht kennst, Kredit gewähren? Ganz einfach, nicht du gewährst ihm Kredit, sondern der Freund deines FreundesFreund, welcher den Jemand gut kennt und vertraut. D.h. du gewährst deinem Freund einen Kredit, der wiederum gewährt seinem Freund einen Kredit und der Freund dann dem Jemand. Da du deinem Freund vertraust, dein Freund seinem Freund vertraut und der Freund wiederum dem Jemand vertraut, ist eine Kette des Vertrauens entstanden, ohne dass du den Jemand kennst.
Was würde nun passieren, wenn Jemand ein Betrüger wäre? Dann wäre er wohl nicht der Freund deines FreundesFreund und somit würde keine Transaktion möglich sein, erst recht keine Kreditvergabe. Wäre er dennoch der Freund deines FreundesFreund, z.B. weil er aus Leichtsinn den Betrüger in sein Freundesnetzwerk aufgenommen hat, so könntest du Kredit gewähren. Da du jedoch Kredit zu deinem Freund und nicht zu dem Betrüger hast, ist deine Rückzahlung so sicher wie deine Freundschaft. Der einzig Gelackmeierte in diesem Fall der FreundesFreund, der nämlich seinen Kredit nicht mehr wieder sieht. Ferner dürfte schnell klar werden, damit der Betrüger größere Kreditrahmen erhält, braucht er viele Freunde, denn der Kreditrahmen des FreundesFreund wird limitiert sein. Ist dieser Kreditrahmen erschöpft so ist eine Transaktion ebenfalls nicht mehr möglich.
Betrug ist dadurch faktisch im großen Stile deutlich schwieriger möglich. Klar Leichtsinnigkeit wird es immer wieder geben und Gier wird Nutzer dazu drängen eben solche Betrüger in ihren Freundeskreis aufzunehmen. Man muss jedoch auch hier bedenken, Jemand der leichtsinnig Freunde aufnimmt, welche sich als Betrüger herausstellen, der wird früher oder später seine anderen Freunde auch verlieren.
Also ich finde Ripple ne coole Sache, wenngleich ich meine Bitcoins nicht gegen Ripple in Masse tauschen würde. Bitcoin sind und bleiben für mich die primäre Wahl und bis sich daran was ändert, wird es wohl noch viele viele Jahre dauern. Ich kann mir jedenfalls nur schwer vorstellen, dass Menschen binnen weniger Jahre nicht mehr ihr Leben in Geld, Bitcoin oder was weiß ich für Tauschwerte aufwiegen ;-)
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