Ich halte solche KOs wie Deinen aus # 2167 in der jetzigen Phase für zu gefährlich. Es könnte gut sein, dass der DOW in den nächsten Wochen eine parabolische Spritztour in Richtung 15.000 ("Fahnenstange") unternimmt, danach dreht und auf 12.000 zurückfällt. Mit den KOs macht man sich erpressbar, weil die Bank bestimmt, wann die Investition "endet" [nicht direkt, aber erfahrungsgemäß werden KOs ja oft bewusst ausgeknockt].
Meine langlaufenden Puts hingegen würden nicht mal sterben, wenn der DOW auf 20.000 bzw. SP-500 auf 1700 steigt. Ich bin damit also NICHT erpressbar. Der Nachteil des Zeitwertverfall wiegt IMHO weniger schwer. Ich gleiche ihn dadurch aus, dass ich sehr lange Laufzeiten wähle und nur vergleichsweise kurz halte. Dann ist der Zeitwertverlust sogar fast vernachlässigbar.
Bei den KOs hingegen ist das Risiko sehr viel größer. Man verdient zwar besser, wenn man "Glück hat" und die Märkte sich "wie erhofft" bewegen. Das ist aber wie gesagt nicht kalkulierbar; man spielt Roulette (oder "zockt") und sollte das Risiko durch sehr kleine Positionsgrößen ausgleichen.
Was das RM/MM betrifft: Als ich im März 2003 für 6 Euro Aktien der Commerzbank gekauft hatte, kratzte mich auch nicht, dass die Aktie danach noch kurz auf 5,40 E fiel, obwohl das 10 % Verlust waren. Wäre ich statt in der Aktie in Calls gewesen, hätte der Verlust dann auch 30 oder mehr % betragen können. Heute aber steht die Commerzbank bei 37 Euro. Damals war klar, dass sie horrend unterbewertet war. Rückblickend betrachtet ist es daher nahezu wurscht, dass sie dann noch mal zwei Wochen weiter abtauchte.
Heute sind wir in der umgekehrten Situation. Die Märkte sind horrend überbewertet und überkauft. Jeder Zocker lässt den Finger über dem Sell-Knopf kreisen, und alle drücken gleichzeitig ab, wenn es kracht. Dann werden vermutlich wieder, wie Ende Februar, die Börsensysteme ausfallen und keiner der vielen vorsorglich gesetzen SL der Long-Zocker wird greifen, jedenfalls nicht zum erwünschten Preis.
Doch genau Timen lässt sich das nicht, wie wir alle wissen. Könnte gut sein, dass der SP-500 noch kurzzeitig auf 1600 oder höher schießt. Das ist für mich genausowenig ein Grund, die Puts zu verkaufen, wie es für mich 2003 keinen Grund gab, die Commerzbank zu verkaufen, weil sie noch ein wenig weiter gefallen war. Leute, die vom jahrelangen Upmove geblendet das Mantra herunterbeten, diesmal sei alles anders und langfristig steigen Börsen sowieso, denen wird in der kommenden, starken Korrekturphase der Arsch auf Grundeis gehen.
Ich sehe also nicht auf die nächsten zwei Wochen, sondern eher in Richtung Herbst und könnte mir da beim SP-500 eine Korrektur bis auf 1200 vorstellen. Das wären ab jetzt 300 Punkte. So betrachtet ist es ebenfalls (fast) wurscht, ob man die Puts beim Stand von 1520 oder 1550 gekauft hat.
Komischerweise halten viele Leute das Aussitzen von Puts, die gegen einen laufen, für Wahnsinn, während wohl schon fast jeder von uns eine Aktie, die nach dem Kauf ins Minus gefallen war, weiterhin gehalten hat. In der jetzigen überkauften Lage ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass wir bis spätestens zum Herbst eine größere Korrektur bekommen. Da man das nicht exakt timen kann, sind IMHO lang laufende Optionen, die in der Wartezeit relativ wenig Wert verlieren, die interessanteste Variante, diesen Move zu spielen. Kommt er nicht, wird halt verkauft, zur Not auch mit Verlust. Das RM besteht schon beim Kauf darin, eine Positionsgröße zu wählen, deren Totalverlust man verschmerzen kann.
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